Es kann durchaus passieren, dass auch Kleinbetriebe als Zulieferer für größere, berichtspflichtige Betriebe aufgefordert werden, ihre eigene CSRD gleich mitzuliefern, um damit in der CSRD des Abnehmers mit einfließen zu können. Die CSRD ist als Lagebericht Teil der Handels- und/oder Steuerbilanz und beschreibt in Worten, welche Initiativen und Maßnahmen das Unternehmen ergreift, um z.B. ressourceneffizient und umweltschonend zu produzieren oder um sicherzustellen, dass Vorprodukte nicht durch Kinderarbeit entstanden sind.
Im Landkreis Haßberge beschäftigt sich seit geraumer Zeit das in Hofheim ansässige Unternehmen ESN Deutsche Tischtennis Technologie GmbH intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. So wurde im Juli vergangenen Jahres eine eigene Freiflächen-PV-Anlage in Betrieb genommen, mit der ESN seinen eigenen Strombedarf weitestgehend decken kann. Die Investition und Betriebskosten schlagen zwar in der Bilanz des Unternehmens zu Buche. Gleichzeitig - und das scheint dem Unternehmen mindestens ebenso wichtig - findet sich diese Maßnahme auch im CSRD-Lagebericht wieder. Genauso wie die Baumpflanzaktion, die Müllsammelaktion oder der betriebliche Gesundheitstag. Momentan plant ESN, seinen CO2-Fingerabdruck weiter zu verbessern, indem Mitarbeiter dazu animiert werden, Fahrgemeinschaften zu bilden. Diese Fahrgemeinschaften be-schränken sich jedoch nicht auf die tägliche Pendlerfahrt vom Wohnort zum Werkstor von ESN, sondern sollen zwischen möglichst vielen „Werkstoren“ in Hofheim oder Königsberg Station machen. Im Idealfall nutzen alle personal- bzw. pendlerintensiven Betriebe im und außerhalb des Landkreises die App, um hierüber betriebsübergreifend Fahrgemeinschaften zu bilden und die damit erreichte CO2-Einsparung in die Klimabilanz der Unternehmen abbilden zu können.
Der Landkreis Haßberge selbst ist zwar nicht CSRD-berichtspflichtig. Dennoch hat auch er sich das Ziel ausgegeben, bis 2030 bilanziell klimaneutral zu werden. Landrat Wilhelm Schneider sieht in dieser Pendler-App durchaus einen sinnvollen Ansatz, diesem Ziel auch im Mobilitätssektor näher zu kommen. Bei über 400 Beschäftigten in der Verwaltung und den Fachbereichen scheint durchaus Potenzial vorhanden zu sein, dass der erneute Anlauf, eine „Mitfahr-App“ mit echtem Nutzen und ausreichenden Fahrangeboten zu etablieren, dieses Mal gelingen kann. Die gängigen, bisherigen Mitfahr-Angebote (MiFaZ u.a.) sind eher dazu geeignet, Fahrgelegenheiten von München nach Würzburg zu organisieren. Für die typischen Berufsverkehre, v.a. im ländlichen Raum, sind diese Angebote jedoch meist ungeeignet.
Einen positiven Schub für das Projekt „uRyde“ erhoffen sich die Verantwortlichen von ESN und im Landratsamt nun dadurch, dass auch die Nachbarregionen Kitzingen, Schweinfurt und Würzburg Interesse an „uRyde“ gezeigt haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass einige von den weit über 55.000 täglichen Pendlerbewegungen alleine innerhalb des Landkreises (!) sich über eine App reduzieren lassen, nimmt mit dem überregionalen Fahrangebot entsprechend zu. Um möglichst viele personalintensivere Arbeitgeber über die Idee und das Projekt zu informieren, lädt der Fachbereich Kreisentwicklung am Landratsamt alle Interessierten zu einer rd. zweistündigen Informationsveranstaltung am 21.08.2024, ab 16:00 Uhr, in das Landratsamt ein. Eine Anmeldung ist über die URL http://anmeldung.wirtschaftsraum-hassberge.de möglich.